Lifelong learning oder Ingwerhäschens Küchentipp.
Manche Dinge sind so selbstverständlich, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. In einer Welt, in der nur ist, worüber man spricht, versuchen gewiefte Schaumschläger seit jeher, durch schicke Benennung der existenzbedrohenden Banalität Herr zu werden.
Die Wissenschaft weiß davon ein Lied zu singen. „Vergleichende Analyse wissenschaftlichen Fachvokabulars im Hinblick auf seinen Nutzen für die Wissenschaft i.U. zum Gebrauchswert für den scientifisch-narzisstischen Dialog“ wäre ein hübsches Thema für eine Doktorarbeit.
Keine Wissenschaft bringt es im Public Foam Whisking (PFW) zu solcher Meisterschaft wie die Psychologie. Natürlich darf jeder reden wie er will, auch Psychologen, und wenn er Formeln wie zum Beispiel „lifelong learning“ erfinden will, dann ist das sein gutes Recht. Schlimm oder sogar gefährlich wird es erst, wenn andere, zum Beispiel Journalisten, die seltsamen Blüten für Orchideen halten und sie in Silbervasen stecken anstatt ihnen das zu gönnen, was sie verdient haben: ein beschauliches Leben auf dem Komposthaufen.
„Lifelong learning“. Das bedeutet: Das eigene Hirn steht einem (in der Regel) ein Leben lang zur Verfügung. Heureka, wer hätte das gedacht! Anlass für gewisse Zweifel an diesem Konzept bieten allenfalls seine Erfinder. Ich bin mir sicher: Sein Überleben verdankt es allein dem Stabreim, der auf Englisch genauso funktioniert wie auf Deutsch. Schließlich ist nicht einzusehen, wieso alle von "lifelong learning" reden, aber keiner von "lifelong breathing", "lifelong sleeping" oder "lifelong eating".

Dies Ingwerhäschen dagegen kündet stumm davon, dass essen und lernen sich in puncto Lebenslänglichkeit in nichts nachstehen und man auch als langjährige Vertraute des Rübengerichts noch Neues lernen kann. Zum Beispiel, dass frischer Ingwer hervorragend zu Möhrengemüse passt. Und dass Möhren besser schmecken, wenn man sie vor dem Kochen in Stiftchen schneidet. Auch wenn man sie das halbe Leben lang in Rädchen geschnitten hat. Man lernt und isst eben immer weiter. Wenn man will, ein Leben lang.