Mittwoch, 24. Januar 2007

Neo Logis Mus.

Willkommen bei unserer neuen Reihe "Neo Logis Mus"! Ab sofort wird unser neuer Schirmherr Prof. Dr. Dr. rer. nat. Neo Logi aus dem südöstlichen Nordwesten der Mongolei sein mongolisches Wissenschaftlerauge umherschweifen lassen, immer auf der Suche nach neuen Launen der Natur, die in der Fachliteratur noch nicht beschrieben wurden. Nach uralten Methoden seiner südostnordwestlichen Heimat wird Professor Logi seine Funde analysieren, präparieren und klassifizieren. Dabei ist der polyglotter Globetrotter für jede Anregung von außen dankbar, schließlich geht es um nichts weniger als um das exzellenzgeclusterte, kaltgeschleuderte Mus der Scientific Community!

Und hier Prof. Neo Logis erster Forschungsbeitrag:

"Scientifying"
= das Aufwerten kühner Behauptungen durch fiktive oder auf Bestätigung der Behauptung hin angelegte „Studien“ wissenschaftlicher Anmutung, wobei man sich von der Aura der Wissenschaftlichkeit öffentliche Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit in Bezug auf die eigene Person, das eigene Unternehmen und/oder Produkt erhofft. Einzige Hürde eines erfolgreichen Scientifying besteht im Auffinden eines geneigten „Wissenschaftlers“, der sich zweckmäßigerweise in finanzieller Notlage befindet.

Montag, 22. Januar 2007

Anzeige.

NEU!!! Ab sofort bietet die Agentur Dipolantenne in lockerer Folge Vor- und Nachteile zu relevanten Themen der Zeitgeschichte zum Nulltarif:

dipolantenne

Mitmachen und gewinnen: Wer regelmäßig eigene Vor- und Nachteile einschickt, nimmt automatisch an der Verlosung eines Konsenspakets im Umfang von 3,5 mal 2,5 mal 2 Metern teil!

Montag, 8. Januar 2007

Lifelong learning oder Ingwerhäschens Küchentipp.

Manche Dinge sind so selbstverständlich, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. In einer Welt, in der nur ist, worüber man spricht, versuchen gewiefte Schaumschläger seit jeher, durch schicke Benennung der existenzbedrohenden Banalität Herr zu werden.

Die Wissenschaft weiß davon ein Lied zu singen. „Vergleichende Analyse wissenschaftlichen Fachvokabulars im Hinblick auf seinen Nutzen für die Wissenschaft i.U. zum Gebrauchswert für den scientifisch-narzisstischen Dialog“ wäre ein hübsches Thema für eine Doktorarbeit.

Keine Wissenschaft bringt es im Public Foam Whisking (PFW) zu solcher Meisterschaft wie die Psychologie. Natürlich darf jeder reden wie er will, auch Psychologen, und wenn er Formeln wie zum Beispiel „lifelong learning“ erfinden will, dann ist das sein gutes Recht. Schlimm oder sogar gefährlich wird es erst, wenn andere, zum Beispiel Journalisten, die seltsamen Blüten für Orchideen halten und sie in Silbervasen stecken anstatt ihnen das zu gönnen, was sie verdient haben: ein beschauliches Leben auf dem Komposthaufen.

„Lifelong learning“. Das bedeutet: Das eigene Hirn steht einem (in der Regel) ein Leben lang zur Verfügung. Heureka, wer hätte das gedacht! Anlass für gewisse Zweifel an diesem Konzept bieten allenfalls seine Erfinder. Ich bin mir sicher: Sein Überleben verdankt es allein dem Stabreim, der auf Englisch genauso funktioniert wie auf Deutsch. Schließlich ist nicht einzusehen, wieso alle von "lifelong learning" reden, aber keiner von "lifelong breathing", "lifelong sleeping" oder "lifelong eating".



Dies Ingwerhäschen dagegen kündet stumm davon, dass essen und lernen sich in puncto Lebenslänglichkeit in nichts nachstehen und man auch als langjährige Vertraute des Rübengerichts noch Neues lernen kann. Zum Beispiel, dass frischer Ingwer hervorragend zu Möhrengemüse passt. Und dass Möhren besser schmecken, wenn man sie vor dem Kochen in Stiftchen schneidet. Auch wenn man sie das halbe Leben lang in Rädchen geschnitten hat. Man lernt und isst eben immer weiter. Wenn man will, ein Leben lang.

Samstag, 6. Januar 2007

Sternsingers Job.

Drei heilige kleine Könige stehen vor der Klingelplatte eines mehrstöckigen Mietshauses. „Voll geil“, findet der eine irgend etwas (vermutlich Tokyo Hotel oder Ahoj Brause Himbeer oder den Weihrauch), aus der Sprechanlage knarzt es bedenklich. „Sternsinger“, spricht sein Königskumpel gelangweilt ins Lautsprecherraster. Das „Post!“ des Postboten klingt dagegen wie das „Halleluja“ aus Händels Messias. Offenbar ist Sternsinger kein leichter Job. Immer diese Süßigkeiten, die noch mehr kleben als die Küsse von den Omas zu Hause, vor denen man ja gerade flüchtet! Aber that's eben business, und so verschwinden die drei kleinen Könige ziemlich heilig im Treppenhaus.

Mittwoch, 3. Januar 2007

Null null sieben.

Das neue Jahr hat das Zeug zum Bond-Jahr.
Man sollte sich angewöhnen, auf sämtlichen Formularen, Briefen, Urkunden und Fehlanzeigen, die in diesem Jahr mit Datum versehen werden, die Jahreszahl dreistellig abzukürzen. Jedes noch so dröge Amtsformular würde optisch und akustisch aufgewertet und gewänne im Handumdrehen an Schlagkraft und Würde. Ein Hartz-IV-Antrag etwa - an sich ein nicht eben erbauliches Stück Papier - müsste sich nicht mehr unter Bergen von Ja!-Schokoladenpapier, vollgeschnieftem Zellstoff und leeren Zigarettenschachteln verstecken, denn die Männlichkeit und Kraft und Stärke der hoch sprengkräftigen Jahreszahl färbte umgehend auf den Antragsteller ab, was nicht heißen soll, dass die ungeliebte Hilfe vom Staat herbeigeballert werden sollte. Das nun doch nicht.
Auch Tütensuppe, Margerine und Knäckebrot, von denen sich unser fiktiver Antragsteller fortan ernähren muss, würde die 007-Prägung hinter dem "Mindestens haltbar bis" gut zu Gesichte stehen, und der Antragsteller würde nach Hause kommen, die Suppe nach einem dreifachen Salto über der Herdplatte mit den Zähnen aufreißen, den Inhalt ins siedende Wasser kippen und dabei den John Travolta machen.
Nachrichten von echten Kriegen bekämen dank der neuen Datumsanzeige etwas beruhigend Fiktives. Und überall da, wo Zeit im öffentlichen Raum auf LED-Anzeigen glimmt, spürte man den Geschmack von Martini auf der Zunge, egal ob gerührt oder geschüttelt.
Vorausgesetzt, man ist diesmal bei den Verfolgungsjagden nicht wieder eingeschlafen und findet Geräteturnen auf der Leinwand nicht langweilig.