Mittwoch, 3. Januar 2007

Null null sieben.

Das neue Jahr hat das Zeug zum Bond-Jahr.
Man sollte sich angewöhnen, auf sämtlichen Formularen, Briefen, Urkunden und Fehlanzeigen, die in diesem Jahr mit Datum versehen werden, die Jahreszahl dreistellig abzukürzen. Jedes noch so dröge Amtsformular würde optisch und akustisch aufgewertet und gewänne im Handumdrehen an Schlagkraft und Würde. Ein Hartz-IV-Antrag etwa - an sich ein nicht eben erbauliches Stück Papier - müsste sich nicht mehr unter Bergen von Ja!-Schokoladenpapier, vollgeschnieftem Zellstoff und leeren Zigarettenschachteln verstecken, denn die Männlichkeit und Kraft und Stärke der hoch sprengkräftigen Jahreszahl färbte umgehend auf den Antragsteller ab, was nicht heißen soll, dass die ungeliebte Hilfe vom Staat herbeigeballert werden sollte. Das nun doch nicht.
Auch Tütensuppe, Margerine und Knäckebrot, von denen sich unser fiktiver Antragsteller fortan ernähren muss, würde die 007-Prägung hinter dem "Mindestens haltbar bis" gut zu Gesichte stehen, und der Antragsteller würde nach Hause kommen, die Suppe nach einem dreifachen Salto über der Herdplatte mit den Zähnen aufreißen, den Inhalt ins siedende Wasser kippen und dabei den John Travolta machen.
Nachrichten von echten Kriegen bekämen dank der neuen Datumsanzeige etwas beruhigend Fiktives. Und überall da, wo Zeit im öffentlichen Raum auf LED-Anzeigen glimmt, spürte man den Geschmack von Martini auf der Zunge, egal ob gerührt oder geschüttelt.
Vorausgesetzt, man ist diesmal bei den Verfolgungsjagden nicht wieder eingeschlafen und findet Geräteturnen auf der Leinwand nicht langweilig.

2 Kommentare:

  1. Liebe Pandoria,

    die erhöhte Martinidichte (für mich gerne auch geschüttelt) lässt einen sich doch gleich ein wenig aus dem Alltag erheben. Wunderbar. Gäbe es dann zusätzlich auch mehr Wurstbrote im Schuh, hätten wir zwar nichts für unser Bondhaftigkeit getan, könnten usn jedoch besonders ungewöhnlich wähnen. Prost!

    Ein schönes Jahr 007 wünscht laufend Martin

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  2. Oh ja, ungewöhnlich sein, apart! Darauf kommt es an. Bloß nicht in der Masse untergehen. Zu diesem Zweck habe ich mir kürzlich eine Handtasche in Form einer Boltezwiebel gekauft, aus schwarz-rotem Filz, dick mit Fleischsalat und Margarine beschmiert. Ferner pflege ich stets eine Ananas auf die Häkelmütze zu schnallen, sobald ich vor die Tür trete. Ohne Ananas gehe ich nirgendwo hin, nicht mal zur Sparkasse. Dabei pfeife ich meist ein Liedchen aus dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach, rückwärts, versteht sich. So gehöre ich zur Avantgarde, ohne mich irgendeinem herrschenden Modediktat à la Vivian Westwood oder Hansi Hinterseer zu unterwerfen.

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