Montag, 27. März 2006

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Den wenigen, dafür aber erlesenen Lesern dieses Blogs (böse Zungen behaupten, man müsse sie mit der Lupe suchen, doch wer ist schon im Besitz einer Lupe?) wird nicht entgangen sein, dass ich gerne auf eine Seite mit Namen tastafari hinweise, für die eine gewisse Tinifeliz verantwortlich –NEIN, nicht ZEICHNET, sondern IST.
Einschub: Wann, wenn nicht jetzt, sei’s endlich gesagt: „Verantwortlich zeichnen“ tun ausschließlich "Malen-nach-Zahlen"-Künstler, Steuersystementwerfer und doofe Journalisten. Einschubende.
Eben jene Tinifeliz, die hin und wieder auch diesen Blog mit einem ihrer klugen Kommentare bereichert (siehe z.B. das nachrevolutionäre Rentnerpferd), wies mich auf die nagelneue Seite ihres Herrn Papa (!) hin, der im Rahmen verschiedener Katzenkonferenzen in lockerer Folge eine beeindruckende Zahl von Nägeln so auf die Köpfe trifft, dass in den Riegen der Katzenpolitiker unseres Landes die nämlichen rollen wie weiland auf den Champs Elysées. Robespierre würde vor Neid vergilben, hätte er nicht längst französischem Gewürm als Neun-Gänge-Menü gedient! Er würde mit einem lauten „Paaaah!“ die verrostete Guillotine dem Mob überlassen und seine Gegner fortan nur noch bloggend enthaupten.

Mittwoch, 15. März 2006

Zeitdiagnostische Souveränität - Aaaaaah!

Meine im vorigen Beitrag geschilderte Begegnung mit Peter Sloterdijk hatte nicht etwa zur Folge, dass ich mich in die Schlange am Ausleihschalter der vorzüglichen Badischen Landesbibliothek eingereiht hätte, um ein Bändchen des kühn frisierten Philosophen nach Hause zu tragen. NOCH nicht. Zunächst zog ich es vor, mich dem Superhirn mit Hilfe eines anderen Superhirns zu nähern: mit meinem Computer. Auf www.petersloterdijk.net fand ich dann unter vielen anderen sicherlich exorbitanten Texten eine hinreißende Abhandlung über „Weltmanagement im Kommunikationszeitalter“. Untertitel: „Stichworte zur Suche nach zeitdiagnostischer Souveränität im aktuellen Weltbildbruch“.
War’s das verheißungsvoll sinnstiftende Wort „zeitdiagnostisch“ oder doch eher der apokalyptische „Weltbildbruch“ – ich weiß nicht, warum ausgerechnet dieser Text in meine ganz persönliche Sloterdijk-Rezeptionsgeschichte als Initialzündung eingehen wird. Hier ein paar der schönsten Zitate aus eben jenem Sittengemälde unserer so genannten „Informationsgesellschaft“:


„Alle menschlichen Gesellschaften stehen vor dem Problem, die Intelligenz ihrer Mitglieder in fruchtbaren Koalitionen miteinander zu verknüpfen. (...) Aus der conditio humana selbst folgt, dass Menschen ihre begrenzten Intelligenzen so miteinander kombinieren sollten, dass sie gemeinsam klüger würden.“ (Anm.: Wozu gibt es Blogs!)

„Ein Team definiert sich eben dadurch, dass der einzelne in ihm zusammen mit anderen klüger wird.“ Ein paar Sätze weiter folgt die Anleitung zum Selbsttest: „Wenn Sie zusammen mit anderen klüger sind als allein, so sind Sie ohne Zweifel in einem Team. Sind Sie allein klüger als mit anderen, so sind Sie in Gesellschaft.“ (Anm.: Tinifeliz, ich meine, wir sind hier ganz eindeutig in einem Team, oder?)

„Man könnte die Menschheitsgeschichte summarisch charakterisieren als einen Prozess zunehmender Belastung der einzelnen durch steigende Informiertheit. Dies wird verständlich, wenn man weiß, dass Aufklärung ein Prozess ist, der unzählige Informierte in Verlierer verwandelt, das heißt in bloße Rezipienten und Endverbraucher von belastender Information.“

Um nicht völlig an der Unverdaulichkeit der immer größeren Fülle an immer schrecklicheren Informationen zugrunde zu gehen, folgt einen Abschnitt weiter der Appell an jeden, „zeitdiagnostische Souveränität“ zu erlangen. Zeitdiagnostische Souveränität ist nach Peter Sloterdijk „die Anpassung des psychischen Immunsystems von handlungsmächtigen Individuen an die Lebensbedingungen hochverdichteter und hochbelastender Informationsumwelten“.

Dazu hilft es, sich folgendes zu vergegenwärtigen: „Die Kommunikationsmedien moderner Gesellschaften sind Systeme zur Kanalisation von verhaltenssteuernden Massenpaniken. Daraus folgt: Ihrem Grundzug nach arbeiten die Kommunikationsprozesse von Großgesellschaften nicht auf das zu, was man traditionell Aufklärung nennt; sie sind vielmehr wesensmäßig Verfahren der Panikregie.“ (Anm.: Aus aktuellem Anlass hier der Vorschlag an den Leser, die Vogelgrippe-Panikregie einmal näher zu studieren.)

Die Panikregie-These wird sodann wie folgt modifiziert: „Das Gefühl, in einer Normalwelt zu leben, wird heute vor allem produziert durch ein Mediensystem, das Informationen auf einer mittleren Bandbreite von nicht zu guten und nicht zu schlechten Nachrichten sendet.“ (Anm.: Weswegen die Panik mit schaurigen Informationen von der Sprunghaftigkeit des Erregers H5N1, der sich gestern in Schwänen, heute in Katzen, morgen in Hunden und spätestens übermorgen in Menschen einnistet, zunächst in kleinen Portionen geschürt wird, nur um gleich darauf mit dem kollektiven, in präsidialer Unverwüstlichkeit vorgetragenen Credo, dass dennoch „kein Grund zur Panik“ bestehe, relativiert zu werden.)

Ganz nebenbei nennt Sloti (so darf ich ihn wohl insgeheim nennen, nun, da ich ihm durch die gewissenhafte Lektüre wenigstens eines seiner Texte ein Stückchen näher gerückt bin) all jene Entscheider, die als Manager von global agierenden Unternehmen auf Wirtschaftstagungen und Fortbildungsseminare des höheren Managements gehen, unvergleichlich tiefblickend „Athleten des Hinnehmens von weiterbildendem Stumpfsinn“.

Sloti, du bist der Größte! Ich will mehr!!

Donnerstag, 9. März 2006

Endlich! Ich habe Peter Sloterdijk gesehen!

Endlich! Nach eineinhalb Jahren Karlsruhe ist es endlich passiert: Ich habe Peter Sloterdijk gesehen! Bisher hatte ich lediglich das Vergnügen, beim Spaziergang durch die Südstadt einen Ausschnitt von seiner Stirn zu sehen (hinter Fensterglas), aber was heißt hier eigentlich "lediglich"! Ist nicht die Stirn bei einem Philosophen das Hauptfeature? Ich meine, schon. Es würde ja auch keinem einfallen zu sagen: „Ich habe Pamela Anderson gesehen, aber LEDIGLICH ihren Busen!“ Allein – es zurückzunehmen fällt mir schwer, denn i.U. zum Busen von Pamela Anderson, der unbestritten die gültige DIN-Norm sprengt und allein dadurch Aufmerksamkeit erregt, unterscheidet sich die Philosophenstirn phänotypisch kaum von der Durchschnittsstirn eines x-beliebigen Mitteleuropäers. Weswegen ich den Anblick von Peter Sloterdijks Stirn auf einer Gefühlswallungsskala von eins („lässt mich völlig kalt“) bis zehn („Mein Riechsalz!“) bei maximal fünf verorten würde.
Mindestens bei acht, wenn nicht gar bei neun dagegen trüge ich das Ereignis von heute Mittag ein! Deswegen sei es hier kurz skizziert:
Ich überquere gerade den windigen, nieselregenüberhangenen Stephansplatz im Zentrum Karlsruhes, als ich in ca. 20 Metern Entfernung eine allein schon wegen ihres wuchtigen Formats eindrucksvolle Gestalt mit schwarzem Flattermantel und rotblonder Flattermähne auf mich zukommen sehe. „Das ist doch...?!“ denke ich. Jeder Schritt bringt mich der Gewissheit näher: Der hier federnden Schrittes geradewegs auf mich zu läuft, ist kein geringerer als Peter Sloterdijk! Mit jeder Elle Distanzverlust erhöht sich die Frequenz meines innerpsychischen Oszillators, dessen Lichtpunkt zwischen „woanders hingucken“ und „Hallo Peter!“-Rufen hin- und herjagt. Noch gute drei Meter trennen uns. Da! Er guckt mir direkt in die Augen! Er... lächelt mich an. PETER SLOTERDIJK HAT MICH ANGELÄCHELT! Verwirrt und vermutlich entsprechend schief lächle ich zurück und rucke ein wenig mit dem Kinn nach unten, was wie ein höflich-souveräner Gruß rüberkommen soll, wahrscheinlich aber eher nach ‚Veitstanz im Anfangsstadium’ aussieht. Und doch: Es funktioniert! Er grüßt zurück! Peter Sloterdijk und ich verstehen uns OHNE WORTE! (NUR ohne Worte, fürchte ich, denn wann immer Herr Sloterdijk im Fernsehen den Mund auftat, verstand ich allerhöchstens ein Drittel dessen, was er etwas hastig zum Besten gab.) Aber egal! Für mich zählt nur: Ich habe Peter Sloterdijk gesehen. In echt! Einen echten Philosophen! Mit echtem Philosophenlächeln!!

Dienstag, 7. März 2006

Gewinnmagnet (Voller Ernst!)

Heute fand ich in meinem elektronischen Postfach folgende Mitteilung:

"Sehr geehrte/r ariane greiner,
Sie wurden ausgewählt, als Gewinnspieltester 'Gewinnmagnet' 30 Tage kostenlos und damit völlig risikofrei zu testen. Sie erhalten bei Gewinnmagnet eine automatische Eintragung in 100 Gewinnspiele! Weiterhin spielen Sie automatisch jeden Tag GRATIS um 1 Million Euro bei Planet49. Als ausgewählter Tester erhalten Sie zusätzlich eine 100,- EURO Gewinnspielgarantie!
(...)
Jetzt risikofrei testen und 100,- Euro in bar erhalten, wenn der Service nicht funktioniert.
Viel Spaß mit unserem Service
Ihr Gewinnmagnet Team"

Abgesehen davon, dass ich mich ungern von Unbekannten mit Vor- und Zunamen ansprechen lasse (erst recht nicht, wenn sie sich nicht zwischen männlicher und weiblicher Anrede entscheiden können!), empfinde ich die Bezeichnung "Gewinnspieltester" als persönliche Beleidigung - auch und gerade dann, wenn sie von einem "Gewinnmagnet Team" ausgesprochen wird. "Gewinnspieltester", das kommt gleich nach "Parkuhrbezahler", "Freewall-Sprayer" und "Nebelscheinwerferbenutzer"! Was soll das? Liegt nicht die letzte homöopathische Dosis Reiz gerade im ungewissen Ausgang des eben darum so genannten Gewinnspiels? Kann man denn noch von "Gewinn" sprechen, wenn dieser mit einer "100,- EURO Gewinnspielgarantie" garantiert wird? Kann man natürlich schon, denn nichts spricht dafür, dass die 100 Euro jemals auf das Konto eines Gewinnspieltesters wandern, aber trotzdem! Hier geht's ums Prinzip! Und meines sagt mir: Ich will nicht als ausgewählter Gewinnspieltester risikofrei einen Gewinnmagneten testen, der mich jeden Tag GRATIS auf Planet 49 schießt! NEIN, NEIN und nochmals NEIN!

Montag, 6. März 2006

Hartz IV-Tee.

"Als Mitarbeiter eines Krankenhauses in Kenia davon hörten, dass auch in Deutschland arme Menschen um Lebensmittel anstehen müssen, entschlossen sie sich zu helfen. Heute kommt in Berlin eine Kaffee- und Teespende für Hartz-IV-Empfänger an", las ich heute früh auf spiegel-online.

Lieber Peter Hartz,

das können Sie nicht gewollt haben! Tun Sie was! Und Sie, Frau Bundeskanzlerin, krempeln Sie Ihr mildes Lächeln um und die Ärmel hoch! Sagen Sie der Kenianischen Regierung, dass es SO nicht geht. Wozu haben Sie denn 9,8 Millionen Euro (reine Schätzung, bar jeder Recherchegrundlage!) in eine herz-(und hirn)zerreißende Deutschlandmotivationskampagne gesteckt, wenn nun das zarte Pflänzchen deutschen Selbstvertrauens durch uneingeforderte Hilfslieferungen aus einem DRITTEWELT-Land samt Wurzel aus deutschem Boden gerupft wird?

Empörte Grüße!
Ihre Pandora


Du bist Kenia!

Samstag, 4. März 2006

Nachtrag zu vorgestern:

Für alle, die testen wollen, ob ihr mesolimbisches Belohnungssystem noch in Schuss ist, hier ein wegen seiner würzigen Kürze blendend geeigneter Testwitz*:

Frage: Was heißt "Shalom" auf Deutsch?
Antwort: "Friede".
Frage: Was heißt "el Shalom"?
Antwort: "Elfriede".

* Ich danke Matthias Hoeft für diese großzügige Leihgabe.

Donnerstag, 2. März 2006

Mesolimbische Belohnung.

Schon lange frage ich mich, wieso ich mich immer und ausschließlich in Männer verliebe, die mich mindestens fünfmal täglich zum Lachen bringen. Dabei ist das Lachvolumen durchaus proportional zur Gesamtmenge der Flügelschläge aller beteiligten Schmetterlinge. Ich habe es mit Freud versucht („Im Grunde suchst du in jedem Mann deinen Vater“), ich habe es mit der Dr. Sommer-Erste-Liebe-These versucht („Die erste Liebe prägt dich für alle Zeiten“). Aber so richtig überzeugen konnten mich solche Erklärungen nie.

Sicher, es stimmt schon: Jeder, der meinen Erzeuger kennt, wird meine Vorliebe für fingierte Zwangshandlungen, in Türritzen geklemmtes Gemüse und jegliche Form von Nonsenspoesie als frühkindlich geprägt einstufen, und auch dass mein erster „richtiger“ Freund bei seinem damaligen Ferienjob an der Supermarkt-Brottheke auf die Fragen der bewussten und gutgläubigen Verbraucherinnen, welche Getreidearten die verschiedenen Brotsorten enthielten, durchaus kabarettreif frei über Cerealien assoziierte, mag ein Hinweis sein, dass auch die zweite These nicht gänzlich der Dr.Sommerlichen Phantasie entspringt. Aber trotzdem... irgendwie war mir das alles immer zu psychoanalytisch. Und so dachte ich nicht weiter darüber nach.

Bis heute, als mein Blick in den aktuellen SPIEGEL fiel und sich an einem Gespräch mit Robert Gernhardt und einer Tübinger Hirnforscherin namens Barbara Wild über Komik, Karneval und den Sinn des Lachens festsog.

Um wie vieles einleuchtender als alle Prägungsdiagnostik finde ich die Wild’sche Erklärung! Ihre Antwort auf die Frage der Journalistin, was denn im Kopf passiert sei, wenn man über einen Witz gelacht habe, klingt so:

„Erst wurden blitzschnell Gebiete in der Hirnrinde aktiviert, die für Erinnerung und Arbeitsgedächtnis zuständig sind: Ich muss den Witzanfang ja noch im Kopf haben, wenn die Pointe kommt. Dann waren Gebiete in der linken hinteren Hirnhälfte beteiligt, die uns helfen, Absichten zu erkennen. Anschließend werden die Gebiete nahe dem Broca Areal aktiv: Sie stellen Sprache, Zeichen und Symbole in einen Sinnzusammenhang. Und wenn wir den Witz kapiert haben, feuern, wie bei gutem Sex oder einem Lottogewinn, die Nervenzellen im mesolimbischen Belohnungssystem.“

Heute Abend werde ich auf mein mesolimbisches Belohnungssystem anstoßen!