Donnerstag, 9. März 2006

Endlich! Ich habe Peter Sloterdijk gesehen!

Endlich! Nach eineinhalb Jahren Karlsruhe ist es endlich passiert: Ich habe Peter Sloterdijk gesehen! Bisher hatte ich lediglich das Vergnügen, beim Spaziergang durch die Südstadt einen Ausschnitt von seiner Stirn zu sehen (hinter Fensterglas), aber was heißt hier eigentlich "lediglich"! Ist nicht die Stirn bei einem Philosophen das Hauptfeature? Ich meine, schon. Es würde ja auch keinem einfallen zu sagen: „Ich habe Pamela Anderson gesehen, aber LEDIGLICH ihren Busen!“ Allein – es zurückzunehmen fällt mir schwer, denn i.U. zum Busen von Pamela Anderson, der unbestritten die gültige DIN-Norm sprengt und allein dadurch Aufmerksamkeit erregt, unterscheidet sich die Philosophenstirn phänotypisch kaum von der Durchschnittsstirn eines x-beliebigen Mitteleuropäers. Weswegen ich den Anblick von Peter Sloterdijks Stirn auf einer Gefühlswallungsskala von eins („lässt mich völlig kalt“) bis zehn („Mein Riechsalz!“) bei maximal fünf verorten würde.
Mindestens bei acht, wenn nicht gar bei neun dagegen trüge ich das Ereignis von heute Mittag ein! Deswegen sei es hier kurz skizziert:
Ich überquere gerade den windigen, nieselregenüberhangenen Stephansplatz im Zentrum Karlsruhes, als ich in ca. 20 Metern Entfernung eine allein schon wegen ihres wuchtigen Formats eindrucksvolle Gestalt mit schwarzem Flattermantel und rotblonder Flattermähne auf mich zukommen sehe. „Das ist doch...?!“ denke ich. Jeder Schritt bringt mich der Gewissheit näher: Der hier federnden Schrittes geradewegs auf mich zu läuft, ist kein geringerer als Peter Sloterdijk! Mit jeder Elle Distanzverlust erhöht sich die Frequenz meines innerpsychischen Oszillators, dessen Lichtpunkt zwischen „woanders hingucken“ und „Hallo Peter!“-Rufen hin- und herjagt. Noch gute drei Meter trennen uns. Da! Er guckt mir direkt in die Augen! Er... lächelt mich an. PETER SLOTERDIJK HAT MICH ANGELÄCHELT! Verwirrt und vermutlich entsprechend schief lächle ich zurück und rucke ein wenig mit dem Kinn nach unten, was wie ein höflich-souveräner Gruß rüberkommen soll, wahrscheinlich aber eher nach ‚Veitstanz im Anfangsstadium’ aussieht. Und doch: Es funktioniert! Er grüßt zurück! Peter Sloterdijk und ich verstehen uns OHNE WORTE! (NUR ohne Worte, fürchte ich, denn wann immer Herr Sloterdijk im Fernsehen den Mund auftat, verstand ich allerhöchstens ein Drittel dessen, was er etwas hastig zum Besten gab.) Aber egal! Für mich zählt nur: Ich habe Peter Sloterdijk gesehen. In echt! Einen echten Philosophen! Mit echtem Philosophenlächeln!!

2 Kommentare:

  1. Peter! Peter! Hinterm Ofen stehter!
    Oder eben mittem auf dem Stephansplatz, was für eine Freude!

    Ganz ehrlich, ein wenig gelb bin ich schon um die Nase vor Neid.
    Doch nicht Missgunst und böse Blicke sollen die neue Woche einläuten, sondern eine Freude ähnlicher Art:
    Uns Nicht-Karlsruhern ist zwar der Blick auf die Philosophenstirn (mitunter sogar unter einem weißen Zipfelmützchen und/oder über einem rubinrot-brokatenem Morgenrock?) verwehrt, da Sloterdijks Haus nun einmal nicht hier bei uns, sondern in Karlsruhe steht.

    Doch bleibt für uns als - zugegebenermaßen schwacher, jedoch valider - Trost die Glotze:
    Gestern gab's ein lustig-puckiges Philosophisches Quartett (http://tinyurl.com/oau4k), in dem Peter und Rüdiger Safranski zwei Kollegen zum Thema fröhlichen Herumlamphilosophieren über die Frage "Wieviel Wahrheit verträgt die Demokratie?" eingeladen hatten.

    Am 9. April ist's wieder so weit, diesmal geht's um die Frage "Wieviel Wert haben unsere Werte?"

    Man darf also gespannt sein

    freut sich
    Tinifeliz

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  2. Es kömmt ja nicht oft vor, dass ich meinem vor drei oder vier Jahren ausrangierten Fernseher eine Träne nachweine, aber in diesem Falle tu ich's. Eine Träne für Peter, eine Träne für Rüdiger,... Hach, es ist schon ein Jammer, dass es - analog zu den Internetcafés - noch keine TV-Cafés gibt. Wenn du mich fragst, eine echte Marktlücke! Meinst du nicht auch, Tinifeliz?

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