Perlentauchers Eleganz.
Viele Jahre schon bin ich Fan des Perlentaucher. Für den, der will (und ich will!), durchkämmen seine Mannen und Frauen täglich die großen Feuilletons auf der Suche nach Absonderlichem, Wunderbarem oder auch Lachhaftem. Die schönsten Perlen werden dann im Newsletter zutage gefördert. Die Kunst des Perlentaucher besteht neben der Auswahl vor allem in der frech komprimierten Kompilation des Gesichteten.
Heute klingt das z.B. so:
"Die Welt staunt über die vollendete Künstlichkeit der Christiane Schäfer. In der NZZ erzählt der Islamwissenschaftler Maurus Reinkowski die Geschichte des Libanon. Der Tagesspiegel erklärt, warum ein Unternehmen, das täglich fünf Millionen Menschen transportiert, keine Ausstellung über vergangene Höchstleistungen möchte. FAZ und SZ liegen Johnny Depp zu Füßen."
Der Tagesspiegel erklärt, warum ein Unternehmen, das täglich fünf Millionen Menschen transportiert, keine Ausstellung über vergangene Höchstleistungen möchte. !!!. An solch beißender Diskretion sollte man sich ein Beispiel nehmen. Ach, Eleganz kann so vernichtend sein...
Mittwoch, 26. Juli 2006
Donnerstag, 20. Juli 2006
Nasiehschesscho.
Comprendre, c’est distinguer, sagt Descartes. (Ja, DER Descartes. René Descartes. 1596 bis 1650.) Verstehen heißt unterscheiden.

Diese einfache Formel erklärt, warum z.B. Leute, die nuscheln, es schwer haben im Leben, weil man ihre Wörter nicht voneinander UNTERSCHEIDEN, ihre Rede also nicht VERSTEHEN kann. Es sei denn, das Gegenüber legt genauso wenig Wert auf Wortgrenzen und die beiden verstehen sich in entgrenzter Eintracht. Das dürfte aber die Ausnahme sein.
Unsere ausländischen WM-Gäste hier in Karlsruhe trugen die Bürde des Badischen jedenfalls mit großer Würde. Wie jener Gast von der sagen wir Elfenbeinküste, der sich offenbar vom Plakat zur Schmetterlingsausstellung im Naturkundemuseum angezogen fühlte und nun von einem einheimischen Passanten wissen wollte, wie man dorthin kommt.
„Damusch alsgradaus unna vorn linksnai, nasiehschesscho.“
„Nasiehschesscho?“ fragt der Elfenbeinküstler höflich.
„Ja, ja, alsgradaus.“
„Alsgradaus?“ Der Elfenbeinküstler ist verunsichert – na was denn nun? Wird er auf Elfenbeinküstlerisch denken. Sagen tut er aber nichts. Wie auch! Das fliehende Wedeln der Hand des deutschen Freundes, in dessen Welt er zu Gast ist, weiß der Elfenbeinküstler zum Glück richtig zu deuten und geht eine Weile geradeaus. So lange, bis es ihm geraten scheint, doch besser noch mal jemanden zu fragen.
„Na vorn linksnai, nasiehschesscho“, lautet die Antwort.
„NASIEHSCHESSCHO!“ freut sich der Elfenbeinküstler, und mit den Schweißperlen tropft auch das letzte Restchen Unverstand von seiner Stirn. Erleichterung und Glückseligkeit stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Schnurstraks geht er auf das NATURKUNDEMUSEUM zu. Seine Laune könnte besser nicht sein. Hat er doch schon wieder eine neue Vokabel von den netten Deutschen gelernt.
Offenbar hatte unser ausländischer Gast verstanden ohne zu unterscheiden. Und so Descartes ein Schnippchen geschlagen.
Comprendre, c’est distinguer, sagt Descartes. (Ja, DER Descartes. René Descartes. 1596 bis 1650.) Verstehen heißt unterscheiden.

Diese einfache Formel erklärt, warum z.B. Leute, die nuscheln, es schwer haben im Leben, weil man ihre Wörter nicht voneinander UNTERSCHEIDEN, ihre Rede also nicht VERSTEHEN kann. Es sei denn, das Gegenüber legt genauso wenig Wert auf Wortgrenzen und die beiden verstehen sich in entgrenzter Eintracht. Das dürfte aber die Ausnahme sein.
Unsere ausländischen WM-Gäste hier in Karlsruhe trugen die Bürde des Badischen jedenfalls mit großer Würde. Wie jener Gast von der sagen wir Elfenbeinküste, der sich offenbar vom Plakat zur Schmetterlingsausstellung im Naturkundemuseum angezogen fühlte und nun von einem einheimischen Passanten wissen wollte, wie man dorthin kommt.
„Damusch alsgradaus unna vorn linksnai, nasiehschesscho.“
„Nasiehschesscho?“ fragt der Elfenbeinküstler höflich.
„Ja, ja, alsgradaus.“
„Alsgradaus?“ Der Elfenbeinküstler ist verunsichert – na was denn nun? Wird er auf Elfenbeinküstlerisch denken. Sagen tut er aber nichts. Wie auch! Das fliehende Wedeln der Hand des deutschen Freundes, in dessen Welt er zu Gast ist, weiß der Elfenbeinküstler zum Glück richtig zu deuten und geht eine Weile geradeaus. So lange, bis es ihm geraten scheint, doch besser noch mal jemanden zu fragen.
„Na vorn linksnai, nasiehschesscho“, lautet die Antwort.
„NASIEHSCHESSCHO!“ freut sich der Elfenbeinküstler, und mit den Schweißperlen tropft auch das letzte Restchen Unverstand von seiner Stirn. Erleichterung und Glückseligkeit stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Schnurstraks geht er auf das NATURKUNDEMUSEUM zu. Seine Laune könnte besser nicht sein. Hat er doch schon wieder eine neue Vokabel von den netten Deutschen gelernt.
Offenbar hatte unser ausländischer Gast verstanden ohne zu unterscheiden. Und so Descartes ein Schnippchen geschlagen.
Dienstag, 18. Juli 2006
Weißes Rauschen.
„Erneut haben die Gespräche zwischen dem Marburger Bund und den kommunalen Arbeitgeberverbänden keine Annäherung in der Gehaltsfrage gebracht. Nun droht eine Ausweitung der Streiks an Kreiskrankenhäusern und städtischen Kliniken“, liest man in der Süddeutschen oder sonst wo. Und denkt sich einmal mehr: Jawoll! Jawoll! Jawoll! (Und sieht großzügig davon ab, dass das eigentlich dreimal mehr waren.)
Aber Zahlen sind hier sowieso nur Schall und Rauch. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein junger Assistenzarzt nach 23 Stunden Dienst auch in der 24. noch klaren Sinnes über Leben und Tod entscheiden soll, wenn der 102. Befund grau in grau vor seinen Augen verschwimmt – für 2,50 Euro die Stunde?
Auch das Städtische Klinikum Karlsruhe hat gestreikt. Bereits am 13. Juli. N. (Buchstabe von der Redaktion geändert), 30, Radiologe ebenda, sagt, er finde es scheiße, dass es in der ganzen Diskussion immer nur ums Geld gehe. "Ich will leben", sagt er. Doch die Klinikleitung findet offenbar, dass ihre Ärzte dazu da sind, Leben zu retten. Von selber leben war nie die Rede.
Die Quadratur des Dreiecks: Was würde Hippokrates dazu sagen?

Aber Zahlen sind hier sowieso nur Schall und Rauch. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein junger Assistenzarzt nach 23 Stunden Dienst auch in der 24. noch klaren Sinnes über Leben und Tod entscheiden soll, wenn der 102. Befund grau in grau vor seinen Augen verschwimmt – für 2,50 Euro die Stunde?
Auch das Städtische Klinikum Karlsruhe hat gestreikt. Bereits am 13. Juli. N. (Buchstabe von der Redaktion geändert), 30, Radiologe ebenda, sagt, er finde es scheiße, dass es in der ganzen Diskussion immer nur ums Geld gehe. "Ich will leben", sagt er. Doch die Klinikleitung findet offenbar, dass ihre Ärzte dazu da sind, Leben zu retten. Von selber leben war nie die Rede.

Freitag, 14. Juli 2006
Egoshooter.
Die WM geht DOCH weiter! Sie sucht sich lediglich neue Formen. Zum Beispiel so eine: Zidanes Kopfstoß als Computerspiel
Die WM geht DOCH weiter! Sie sucht sich lediglich neue Formen. Zum Beispiel so eine: Zidanes Kopfstoß als Computerspiel
Donnerstag, 13. Juli 2006
Weil's so schön war und die WM einfach noch nicht zu Ende sein DARF, hier noch ein paar Eindrücke vom Rande der Fanmeile am Finalabend:
Ein Fan für alle Fälle

Mahnmal auf Mahnmal: Vergangenheitsbewältigung in Zeiten der WM
Vom Fußball- aufs Stelenfeld: fröhliches Fanquartett
Für die wirklich erhabenen Momente muss dann doch wieder die Quadriga aus Stein herhalten. Doch leider bleibt die Erhabenheit, in schnöde Pixel aufgelöst, bloße Behauptung.
Und damit's nicht zu jenseitig wird, sei die Uhr flugs ein paar Stunden zurück gedreht, auf etwa zwölf Uhr mittags. Da fluppt man noch durch Kreuzberg, wo man aus alter Tradition heraus grundsätzlich dagegen ist.


Mahnmal auf Mahnmal: Vergangenheitsbewältigung in Zeiten der WM



Samstag, 1. Juli 2006
ZKM. Meteo 2004.
Viel zu lange schon existiert dieser Blog ohne Nennung des ZKM. Schluss damit!
Das ZKM kann man ohne Übertreibung einen magischen Ort nennen. Dem (weltweit) einzigartigen „Zentrum für Kunst und Medientechnologie“ ist es zu verdanken, dass die auf den ersten Blick eher unsexy wirkende Beamten- und Technikerstadt Karlsruhe (mit Assoziationen von irgendwie zu blass geratenen Maschinenbaustudenten mit Nebenfach Verfahrenstechnik) doch noch zum Vamp wird. (An dieser Stelle ein Gruß an den Karlsruher Zoo mit der Bitte, seinen Claim, „Die wilde Seite der Stadt“, noch einmal zu überdenken!)
Hier, im ZKM, geht die internationale Kunstszene mit Wissenschaft und Technik Verbindungen ein, die auch im sachlichsten Besucher Regungen wecken, von denen er bisher wenig geahnt hat. Das hat unter Umständen zur Folge, dass ihm beim Hinausgehen die Oberleitungen der Straßenbahn als Ausgeburt der Sinnlichkeit erscheinen, und seiner Frau schwant angesichts des verklärten Blickes ihres Gatten Seltsames.
Dem gestern im blauen Kubus eröffneten Kunstwerk “Meteo 2004“ des italienischen Medienkünstlers Stefano Scheda kann sich keiner entziehen, der in die Nähe des ZKM gespült wird, denn es leuchtet innen wie außen. Ab sofort wird jeden Abend ab 22 Uhr lautes Geratter von Maschinengewehren nicht nur das auf sechs Leinwände projizierte Badestranidyll mit Nackten irritieren, sondern vermutlich auch den ein oder anderen Karlsruher Paragraphenfan.
Ein Kunstwerk muss man sich erschließen. Was oft unterschätzt wird, ist das Zuschließen. Im Falle des ZKM-Kubus' jedenfalls erforderte dies zehn Minuten vereinter Friemelei, das Herbeirufen einer Hilfskraft sowie das Ertragen gewitzter Seitenhiebe eines vergnügten Menschen in Gelb – etwa eines solchen wie hier im Bild. (Der z.B. seinen Verzicht auf Bafög mit Sätzen begründet wie diesen: „Ich will mich doch auch nicht zum Essen einladen lassen und mich hinterher dafür entschuldigen müssen. Das kotz ich doch gleich wieder aus.“)
Viel zu lange schon existiert dieser Blog ohne Nennung des ZKM. Schluss damit!




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