Donnerstag, 20. Juli 2006

Nasiehschesscho.

Comprendre, c’est distinguer, sagt Descartes. (Ja, DER Descartes. René Descartes. 1596 bis 1650.) Verstehen heißt unterscheiden.


Diese einfache Formel erklärt, warum z.B. Leute, die nuscheln, es schwer haben im Leben, weil man ihre Wörter nicht voneinander UNTERSCHEIDEN, ihre Rede also nicht VERSTEHEN kann. Es sei denn, das Gegenüber legt genauso wenig Wert auf Wortgrenzen und die beiden verstehen sich in entgrenzter Eintracht. Das dürfte aber die Ausnahme sein.

Unsere ausländischen WM-Gäste hier in Karlsruhe trugen die Bürde des Badischen jedenfalls mit großer Würde. Wie jener Gast von der sagen wir Elfenbeinküste, der sich offenbar vom Plakat zur Schmetterlingsausstellung im Naturkundemuseum angezogen fühlte und nun von einem einheimischen Passanten wissen wollte, wie man dorthin kommt.

„Damusch alsgradaus unna vorn linksnai, nasiehschesscho.“

„Nasiehschesscho?“ fragt der Elfenbeinküstler höflich.

„Ja, ja, alsgradaus.“

„Alsgradaus?“ Der Elfenbeinküstler ist verunsichert – na was denn nun? Wird er auf Elfenbeinküstlerisch denken. Sagen tut er aber nichts. Wie auch! Das fliehende Wedeln der Hand des deutschen Freundes, in dessen Welt er zu Gast ist, weiß der Elfenbeinküstler zum Glück richtig zu deuten und geht eine Weile geradeaus. So lange, bis es ihm geraten scheint, doch besser noch mal jemanden zu fragen.

„Na vorn linksnai, nasiehschesscho“, lautet die Antwort.

„NASIEHSCHESSCHO!“ freut sich der Elfenbeinküstler, und mit den Schweißperlen tropft auch das letzte Restchen Unverstand von seiner Stirn. Erleichterung und Glückseligkeit stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Schnurstraks geht er auf das NATURKUNDEMUSEUM zu. Seine Laune könnte besser nicht sein. Hat er doch schon wieder eine neue Vokabel von den netten Deutschen gelernt.

Offenbar hatte unser ausländischer Gast verstanden ohne zu unterscheiden. Und so Descartes ein Schnippchen geschlagen.

4 Kommentare:

  1. Hanoi Ihänmibeömmelt vorLachä!!

    Leider bin ich des Schwäbischen kaum mehr mächtig nach 29 Jahren Abstinenz. Aber einen Versuch war's wert.

    Hier noch etwas aus der Kategorie "Interessant, aber nutzlos": Descartes heißt bei den Italienern Cartesio!! Komisch, oder?

    findet
    Tinifeliz

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  2. Werde fortan nur noch Montepulciano-schwenkend von "Cartesio" sprechen. Oder am besten gleich von "Cartesius". So lange, bis die Pizza Capricciosa auf die von Witzigmann empfohlene Temperatur abgekühlt ist.

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