Mittwoch, 15. Februar 2006

Hausarbeit kann so erhellend sein!

Und damit meine ich nicht nur die waschgängige Lakenmetamorphose von Grau zu Weiß, sondern vor allem Lichter der Art, wie sie einem aufgehen, wenn man an nichts denkt. An nichts denken – das geht bei mir am besten, indem ich Tätigkeiten nachgehe, die man gemeinhin „Hausarbeit“ nennt. Also: Staubsaugen, Boden feudeln, Treppe wichsen, Sofapolsterfalten entkrümeln, Flecken wegätzen... Womit wir beim Thema wären.

Heute Vormittag war es wieder so weit: Ich wollte an nichts denken und widmete mich also oben skizzierter Hausarbeit, genauer: dem Staubsaugen. Dabei fiel mir einmal mehr der unschöne, anthrazitfarbene Fleck auf meinem ansonsten elfenbeinweißen Vorhang auf, jenem Faltenwurf, der die Kleiderunordnung vom mehr oder weniger aufgeräumten Teil meines Schlafzimmers trennt, was durchaus die Assoziation „Kleiderschrank“ hervorruft. (Merke: Sage nie „evozieren“, wenn du auch kannst sagen „hervorrufen“!)

Jener Fleck war mir schon länger ein, wie man so sagt, Dorn im Auge, doch schrak ich jedes Mal vor den Umständen zurück, die eine Vollwäsche der langen, schweren Vorhangbahnen ohne Zweifel bedeuten würde. (Natürlich hätte ich mich dem Fleck auch mit irgendeinem „Putzteufel“ nähern können, doch das Risiko, hinterher vom Regen eines dunklen in die Traufe eines bleichen Mals zu kommen, schien mir zu hoch.)

Wie ich so staubsaugend den Fleck betrachte, kommt mir der Gedanke, es könne sich bei jenem vermeintlich hartnäckigen Schmutzplakat evtl. auch nur um eine harmlose Niederlassung dunkel gefärbter Staubpartikel handeln. Kühn schraube ich die Stange vom Staubsauger und betupfe mit dem nackten Rüssel die fragliche Stelle auf dem Vorhang. Der Rüssel will mehr, doch ziehe ich ihn mit sanfter Gewalt vom Stoff los und siehe da – der Fleck ist weg! Einfach so! Ohne Scheuern. Ohne Ätzen. Mit sanftem Brummen eingesogen vom Rüssel meines Staubsaugers.

Was ist nun die Moral von all dem? – Vielleicht dies:

Hüte dich vor wildem Putzen,
versuch’s erstmal mit sanftem Pusten!
Was lange dir im Kern missfällt,
nicht selten so zu Staub zerfällt!



Die Weste von Eugen Drewermann ist nichts gegen das Weiß meines Vorhangs!

2 Kommentare:

  1. Pandora (oder "Pandörsche" um einmal diese rheinländisch-liebevolle Abbreviation zu gebrauchen), mit Deinem Vierzeiler sprichst Du mir aus der Seele! Lässt sich diese wunderbare Lebensweisheit nicht auf andere, auch nach innen gerichtete, Bereiche unseres Lebens übertragen? Ich denke schon!

    sinniert
    Tinifeliz

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  2. Übrigens komm ich bald und guck ihn mir an, den Vorhang!!

    Und den Rüsselsauger.

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