Dienstag, 16. Mai 2006

Musenlimo I.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Und die Musen küssen, wenn sie kommen. Sie sind sehr scheu. Musen sind Mimosen. Sie sind schnell beleidigt. Man muss sie höflich hereinbitten und ihnen was zu trinken anbieten. Ein Kölsch zum Beispiel. Oder eine Limo. Musen finden das lyrisch. Musen lieben lyrische Momente. Papperlapapp - Musen BRAUCHEN lyrische Momente. Deshalb, liebe Musen, habt ihr ab heute ein Eckchen in meinem Blögchen. „Musenlimo“ sei sein Name. Und schon geht’s los:

Musenlimo I.
Heute:

Mondes Schein



Sie hangeln sich von Ecke zu Ecke
durch das Gestrüpp getrockneter Sätze.
Der Mond kreuzt leise das Moosgemäuer.
Er hofft, dass er so ihre Sinne berauscht.

„Ich finde“, sagt er. Und sie sagt: „Ich auch.“
Dann reden sie weiter, als ob nichts sei.
Sie reden und reden und bald wird es hell.
Dem Mond tun sie leid. Was kann er bloß tun?

Sie hangeln sich weiter von Nacht zu Nacht
durch das Geäst verbogener Fragen.
Sie wüssten so gerne, doch das ist gefährlich.
Und bald wird es hell und der Zauber schwindet.

„Ich weiß nicht“, sagt sie. Und er sagt, „ja, ja.
Ob man noch irgendwo einen Kaffee -?“
Vor Freude möchte sie Luftsprünge machen,
doch sind ihre Schuhe ein wenig zu eng.

Sie müsse nach Hause, es sei schon spät,
und außerdem habe sie morgen zu tun.
Er nickt und versteht nicht
und winkt ihr zum Schein
des Mondes

1 Kommentar:

  1. Hallo Pandora,

    war wohl etwas Wermut in der Musenlimo. Erinnert mich an Erich Kästners Sachliche Romanze, die du sicherlich auch kennst, als Lyrikinteressierte. Wenn nicht, hier ist es:

    Als sie einander acht Jahre kannten,
    und man darf sagen, sie kannten sich gut,
    kam ihre Liebe plötzlich abhanden
    wie anderen Leuten ein Stock oder Hut.

    Sie waren traurig. Betrugen sich heiter.
    Versuchten Küsse als ob nichts sei.
    Und sahen sich an. Und wußten nicht weiter.
    Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

    Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
    Er sagte, es wäre schon Viertel nach vier.
    Und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
    Nebenan übte ein Mensch Klavier.

    Sie gingen ins kleinste Café am Ort
    und rührten in ihren Tassen.
    Am Abend saßen sie immer noch dort.
    Sie saßen allein und sprachen kein Wort.
    Und konnten es einfach nicht fassen.

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