Donnerstag, 18. Mai 2006

Werthers Beste.

Eine meiner Lieblingsstellen in Goethes „Werther“ geht so:
„Man predigt gegen so viele Laster, (...) ich habe noch nie gehört, dass man gegen die üble Laune vom Predigtstuhle gearbeitet hätte.“ Das steht im Brief vom „1. Julius“.

Allein das Datum ist ein wahrer Ohrenschmaus: erster Julius. Julius! Ich plädiere vor allem anderen (Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg, Verlagerung der Fußball-WM 2006 nach Timbuktu, Einführung einer Schwafelmaut für alle heads of marketing affairs, denen der Globus Dorf ist, Handytelefonierverbot in meiner Nähe etc.pp) für die Wiedereinführung der Monatsbezeichnung „Julius“. Ferner bin ich für eine rasche Umsetzung von Werthers Idee, üble Laune mit Gottes Zorn zu strafen.
Die Welt wäre eine andere: Irans Präsident (Name verdrängt) hätte nichts mehr zu lachen, weil er nichts mehr zu fluchen hätte. Gleiches gilt für sein amerikanisches Alter Ego. Büttenredner würden endlich arbeitslos, da auch der Karneval seinen Sinn verlöre, denn die Sau würde das ganze Jahr über frei herumlaufen. Wirtschaftsforscher wären weg vom Fenster, weil sie nicht mehr vom Beichtstuhl kämen bei all den übel gelaunten Prognosen, die sie in ihrem Leben verbreitet haben, und eine Kampagne wie „Du bist Deutschland“ wäre nicht mehr länger nur rufschädigend, sondern, oh ja, gotteslästerlich! Denn Gott mag es nicht, wenn man ihm ins Handwerk pfuscht.
Lieber Papst, arbeite doch bitte gegen die üble Laune vom Predigtstuhle und überlass das nicht immer deinen Mainzer und Kölner Kollegen!
Bittet
Pandora

Natürlich ist auch die gute Laune, wie alles, eine Frage der Dosis, und kann bei übermäßigem Gebrauch unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen.

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